Prozesse der Erinnerung
Das „Temporäre Denkmal” hat den Opfern der NS-Euthanasie ein Erinnerungszeichen gesetzt. Jenen 360 Frauen, Männern und Kindern, die zwischen 1940 und 1942 aus der damaligen „Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke” in Hall in Tirol nach Hartheim bzw. Niedernhart deportiert und dort ermordet worden sind.
Das Erinnern selbst ist ein zentrales Thema des „Temporären Denkmals”, dessen Besonderheit auch darin besteht, dass es keinen Anfang und kein Ende hat; dass es einen Prozess zwischen Gegenwart und Vergangenheit darstellt. Reflexionen über das historische Geschehen und das Kunstprojekt selbst werden mit der Projektdokumentation verschränkt.
Zur Neuauflage
Seit dem erstmaligen Erscheinen dieses Buches haben sich die „Prozesse der Erinnerung” vielfältig entwickelt: Neue Denkmäler entstanden, Biografien und Erinnerungsstücke von deportierten und ermordeten Menschen wurden gesammelt. Dieses Fortleben des Gedenkens und Aufarbeitens ist in dieser erweiterten Neuausgabe umfassend dokumentiert und dargestellt. Durch ihr Konzept verweisen diese „Prozesse der Erinnerung” auf Gegenwart und Zukunft, indem parteiisch eine Haltung zu den „Euthanasie”-Opfern eingefordert und Ansprüche an die Gesellschaft skizziert werden, die oft genug am Umgang mit „abweichendem Verhalten” zu scheitern drohen. Das „Temporäre Denkmal” provoziert und polarisiert, erzählt Geschichten und entwickelt Bilder; es klärt, weckt Emotionen und wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Es ist ein Kunstwerk: „Es ist nicht das Ziel, ein dauerhaftes Monument zu errichten, in der Hoffnung, das Denkmal würde hinterher schon etwas bewegen. Die Manifestation sollte in den Menschen stattfinden durch die aktive Auseinandersetzung mit Ort, Raum, Zeit.” (Franz Wassermann)
Was ist neu
- Konkret wurden 2 weitere Denkmäler realisiert: in Thaur und in Neustift.
- Die Gemeinde Rum hat eine Arbeitsgruppe installiert.
- Zwei Projekte an Schulen (Volders und Kematen) wurden von Lehrerinnen realisiert.
- Die so genannte „Rückgabe” wurde im Dezember 2007 in Schloss Hartheim abgeschlossen.
- Doppelt soviele neue Biografien von Opfern wurden recherchiert (20 Biografien gesamt).
- 60 Seiten mehr Text als in der Erstausgabe.
NEUAUFLAGE Bestellung: Studienverlag
NEUAUFLAGE: Andrea Sommerauer / Franz Wassermann (Hg.In): Temporäres Denkmal. Prozesse der Erinnerung. Tiroler Studien zu Geschichte und Politik. Band 7, Innsbruck-Wien-Bozen 2009, StudienVerlag, ISBN 978-3-7065-4375-0